Rückblick 10 Jahre nach Verlegung des letzten Stolpersteins.
Vorstehende Erkenntnis des Künstlers Gunter Demnig und seine Idee, mit in den Boden eingelassenen „Stolpersteinen“ etwas gegen das Vergessen zu tun, machten sich ab den 1990er Jahren viele Städte und Gemeinden zu Eigen.
Es entstand ein Projekt, das an die Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus erinnert. Die Vertreibung und Ermordung von Juden, Sinti und Roma wird so vor dem Vergessen bewahrt. Desgleichen wird die Erinnerung an die Vernichtung von Homosexuellen und Zeugen Jehovas ebenso wie an die vielen Euthanasieopfer lebendig erhalten. Über 100.000 Stolpersteine wurden seit dem verlegt.
Auch in Lahnstein wurde in den Jahren 2010/11 die Idee von der Kolpingfamilie Lahnstein St. Barbara aufgegriffen und zusammen mit dem Lahnsteiner Altertumsverein von 1880 vorangetrieben. Am 07. Juli 2012 endlich wurden die ersten vier Steine im Beisein von Vertretern der Stadt, der Kolpingfamilie, des Lahnsteiner Altertumsvereins von 1880, der jüdischen Kultusgemeinde Koblenz sowie vieler Mitbürger und Schüler verlegt.
Dank der Hilfe vieler Lahnsteiner Vereine und Firmen und dem finanziellen Engagement vieler Mitbürger konnten bis 2014 weitere 36 Steine an 23 unterschiedlichen Stellen der Stadt verlegt werden, wobei es auch die eine oder andere Hürde zu überwinden galt.
Vor jeder Verlegung mussten die aktuellen Hauseigentümer, vor deren Häusern die Stolpersteine eingelassen werden sollten, ihr Einverständnis dazu geben. Die Steine wurden zwar auf dem Bürgersteig, also im „öffentlichen Verkehrsraum“ eingesetzt, doch es war der Stadtverwaltung wichtig, dass dies im Einvernehmen mit den Hauseigentümern geschah. In den wenigen Fällen, in denen die Zustimmung verweigert wurde, hat man die entsprechenden Steine (insgesamt 5) auf dem Salhofplatz vor der Mahntafel, die an die ermordeten Lahnsteiner Bürgerinnen und Bürger des Holocaust erinnert, verlegt.
Was aber bewirken 40 Stolpersteine, wenn keiner weiß, wo sie verlegt sind und welche Geschichte sich dahinter verbirgt? Das dachten sich auch die Protagonisten der gesamten Aktion, allen voran Ferdi Müller, damals Vorsitzender der Kolpingfamilie Lahnstein St. Barbara, Bernd Geil, Stadtarchivar der Stadt Lahnstein und Hans G. Kuhn, seinerzeit Vorsitzender des Lahnsteiner Altertumsvereins von 1880. Gemeinsam und mit finanzieller Unterstützung der Naspa-Stiftung erstellten sie die Proschüre „Stolpersteine in Lahnstein – ein Wegweiser“, die durch die Stadt Lahnstein vorbei an den verlegten Stolpersteinen führt und das Schicksal jedes Opfers beleuchtet.
Dieser Wegweiser, der die letzten Jahre vergriffen war, konnte dank finanzieller Unterstützung der Stadt Lahnstein nachgedruckt werden und ist jetzt wieder gegen eine Schutzgebühr von 2,00 € erhältlich
im Stadtarchiv, in der Tourist-Information, bei Schreibwaren Staudt und bei Blumenhaus Scheeben.
Das gesamte Projekt war ein Erfolg. Es fand und findet noch immer, auch dank des Wegweisers großen Anklang bei Einheimischen und Gästen.